Mit den seit Kriegsausbruch gesammelten Spenden wurden verschiedene Nothilfe-Massnahmen lanciert und das Team vor Ort verstärkt.
Mittlerweile hat der Krieg in der Ukraine die 200-Tage-Marke überschritten, und die Zahl der Menschen, die humanitäre Hilfe brauchen, nimmt stetig zu. Fast ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung wurde aus ihren Häusern vertrieben, was dies zu einer der grössten Vertreibungskrisen der Welt macht. Nach Schätzungen des UNHCR befinden sich derzeit über 7 Millionen Flüchtlinge in ganz Europa, zusätzlich zu den 7 Millionen Binnenflüchtlingen innerhalb der Ukraine.
Ukraine: Schule beginnt, mit vielen Einschränkungen
Offiziell hat in der Ukraine am 1. September das neue Schuljahr begonnen, teils als Online-, Fern-, Vollzeit- und gemischter Unterricht – immer basierend darauf, was für die Kinder in der jeweiligen Region sicher und möglich ist. Knapp jedes dritte ukrainische Kind ist jedoch direkt vom Krieg betroffen und kann in diesem Jahr nicht zur Schule gehen. In einer Erklärung bezeichnete auch der für Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar Janez Lenarčič die Lage in der Ukraine als besonders besorgniserregend, da seit Februar Hunderte von Schulen zerstört und Tausende beschädigt wurden.
Trotz, beziehungsweise gerade wegen der schlimmen Umstände reagiert SOS-Kinderdorf Ukraine weiterhin auf die humanitäre Krise und baut seine Aktivitäten kontinuierlich aus. Neben der Fortsetzung der Familienstärkungsprogramme in Kiew und Bovary sowie der psychosozialen Unterstützung der eigenen Mitarbeitenden steht insbesondere die Nothilfe im Fokus. Mittlerweile haben die Massnahmen 111’705 Begünstigte erreicht, davon knapp mehr als 106’000 in der Ukraine und mehr als 5’000 in Ländern, die geflüchtete Kinder und Familien aufgenommen haben.
Neben der Region Kiew, gibt es aktuell weitere Zielorte in der Ukraine:
So setzen sich die Nothilfe-Massnahmen konkret zusammen
- Evakuierung: Umsiedlung und Betreuung mehrerer Pflegefamilien, Verwandtschaftsfamilien und Familien mit Kindern mit Behinderungen aus gefährlichen Gebieten an sichere Orte.
- Unterstützung heimatloser Familien: Durch die Zusammenarbeit mit Partnern wurden knapp 32’000 Menschen mit grundlegender humanitärer Hilfe erreicht (Unterkunft, Kleidung, warme Mahlzeiten, trockene Getränke, Trinkwasser, Medikamente, etc.).
- Mentale und psychosoziale Beratung: Arbeit mit Kindern und Eltern von Binnenvertriebenen in der Region an ihren vorübergehenden Aufenthaltsorten oder an Institutionen, an denen Familien von Binnenvertriebenen Dienstleistungen erhalten. Das Programm umfasst Gruppenaktivitäten und individuelle Beratung mit dem Schwerpunkt auf der Überwindung von Kriegstraumata.
- Sommer-Camp: eine zweiwöchige psychologische Rehabilitation für Kinder wurde gestartet. Das Programm umfasst vier Komponenten: Psychologie, Unterhaltung, Sport und Freiwilligenarbeit.
- Sozialzentren: Bedarfsermittlung von Familien. Jeden Monat nehmen die Zentren neue Familien auf und unterstützen diejenigen, die sich zuvor beworben haben.
- Finanzielle Unterstützung für Pflege-, Verwandtschaftsfamilien sowie Organisationen, die sich um elternlose Kinder kümmern.
- Traumaverarbeitung für vom Krieg betroffene Familien mit verletzten Kindern.
- Adovcacy: Förderung und Durchsetzung der Kinderrechte während des Krieges. Verhinderung der Trennung von Pflegefamilien, die in andere Länder evakuiert wurden. Behandlung von Fällen von Kinderrechtsverletzungen.
Aufnahmeländer legen Fokus auf Integration und Geborgenheit
Auch in den Aufnahmeländern ukrainischer Flüchtlinge in Europa wird unermüdlich an deren Unterstützung gearbeitet. Neben der Erfüllung der Grundbedürfnisse geht es vor allem darum, die Basis für eine gelungene Eingliederung in die lokalen Gemeinschaften zu schaffen. Im Sommer boten viele Länder Sommercamps für Kinder an, damit sie Bildungs-, Kreativ- und Sportangebote wahrnehmen können und so ein Gefühl des Alltags zurückgewinnen.
Das SOS-Kinderdorf Hemeiuş in Rumänien organisierte im Sommer etwa eine Reihe von Aktivitäten für rumänische und ukrainische Kinder unter dem Namen «Summer School Enchanted Forest». Rodica Marinoiu, Direktorin des SOS-Kinderdorfs Hemeiuş, erklärt: «Wir haben zwei ukrainische und zwei rumänische Lehrkräfte im Einsatz. Die Jugendlichen sind hauptsächlich in die organisatorische Arbeit eingebunden, nehmen aber auch an den Aktivitäten teil. Es sind viele rumänische Kinder dabei, die nicht an den Programmen der SOS-Kinderdörfer teilnehmen. Das Ziel ist es, sie mit den ukrainischen Kindern und Jugendlichen zusammenzubringen und Integration, gegenseitige Akzeptanz und Verständnis zu fördern.
Für das Sommer-Camp haben wir beschlossen, die Aktivitäten auf eine beliebte rumänische Geschichte zu stützen, die sich mit dem Trauma des Verlassens der Heimat beschäftigt. Die Geschichte heisst «Enchanted Forest» und handelt von einem Mädchen, das seine Mutter verliert und unter schwierigen Bedingungen reisen muss, um Sicherheit zu finden Wir können die Situation in der Ukraine nicht lösen, aber wir können den geflüchteten Kindern und Jugendlichen Momente des Glücks schenken.»
Nothilfe in der Ukraine hält an
Auch nach mehr als 200 Tagen ist der Bedarf an Nothilfe-Massnahmen und humanitärer Unterstützung immer noch gross. Jedoch zeigen die vielseitigen und engagierten Aktivitäten in der Ukraine und den anderen Standorten von SOS-Kinderdorf, was für eine Wirkung Spenden erzielen. Hier können Sie weiterhin Nothilfe leisten.