Sarah Atcho-Jaquier in Äthiopien

21.10.2024 Betreuung & Schutz, Bildung

Unsere Botschafterin, die Lausanner Sprinterin Sarah Atcho-Jaquier, besuchte auf einer Projektreise nach Äthiopien das Familienstärkungsprogramm in Bushulo sowie das SOS-Kinderdorf in Hawassa. 

Äthiopien gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Regierung bemüht sich an, das Land wirtschaftlich voranzubringen. Doch bewaffnete Konflikte sowie Naturkatastrophen hemmen die Entwicklung. Als Folge davon leben die meisten der rund 120 Mio. Einwohner:innen in Armut. Kinder und Jugendliche sind besonders häufig betroffen. 

Kinder, die in Äthiopien aufwachsen, sind vielen Risiken ausgesetzt. Schätzungsweise 12,5 Millionen Kinder benötigen humanitäre Hilfe, um die jüngsten Krisen zu überstehen. Sie brauchen Nahrungsmittel, medizinische Versorgung, ein sicheres Dach über dem Kopf und schulische Bildung, um aus dem Kreislauf der Armut auszubrechen. Ihre Rechte müssen geschützt werden, was schon daran scheitert, dass nur drei Prozent der Kinder bei ihrer Geburt registriert werden. Wenn sie keine offiziellen Papiere haben, können ihnen ihre Rechte auf Gesundheitsversorgung, Bildung und Landbesitz verweigert werden. «Es ist unvorstellbar, dass Millionen Kinder in Äthiopien humanitäre Hilfe benötigen, um ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Bildung und Schutz zu garantieren. Wir müssen sicherstellen, dass diese Kinder die Chance haben, aus dem Kreislauf der Armut auszubrechen und eine bessere Zukunft zu gestalten», sagt Sarah Atcho-Jaquier, die Äthiopien zum ersten Mal besucht.

Bei ihrem Besuch in Bushulo traf Sarah Atcho-Jaquier die siebenfache Mutter Abebech zu einem Gespräch. Sie und ihr Mann Endrias sind seit 2021 Teil des lokalen Familienstärkungsprogramms. Davor war Endrias allein für den Lebensunterhalt der Familie verantwortlich und verdiente sein Geld mit dem Anbau von Chili und Süsskartoffeln. Als ihm die Pacht für das Land am Hawassa-See gekündigt wurde, begannen die Probleme. Es kam so weit, dass der älteste Sohn die Schule abbrechen musste, um als Taglöhner mitzuhelfen.

Dank des Familienstärkungsprogramms erhielt die Familie ein Stipendium für ihren Sohn und wurde in betriebswirtschaftlichen und landwirtschaftlichen Fähigkeiten geschult. Abebech und Endrias schlossen sich einer Spar- und Leihgruppe an und gründeten mit einem Kredit einen Geflügel- und Ziegenmastbetrieb. Abebech eröffnete darüber hinaus ein Geschäft, in dem sie Fischsuppe mit Maismehlbrot rund um den Hawassa-See verkauft. Innerhalb eines Jahres zahlten sie ihren Kredit zurück und kauften Bewässerungsland für ihre Gemüseproduktion. Das Projekt stärkte nicht nur ihre finanzielle Lage, sondern auch das Selbstbewusstsein der Familie. Davon konnte sich auch Sarah Atcho-Jaquier überzeugen. Sie zeigt sich beeindruckt von der starken Frau: «Abebechs Geschichte ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Widerstandskraft und gezielte Hilfe zusammenkommen können, um das Leben einer Familie nachhaltig zu verändern. Ihre erfolgreiche Gründung eines Geschäfts und die schulischen Erfolge ihrer Kinder zeigen, dass Veränderung möglich ist – wenn wir in die Frauen investieren.»  

Abebech ist heute Vorsitzenden einer CoC-Gruppe und leitet monatliche Diskussionen. CoC steht für «Conversation over Coffee» und beschreibt eine Kaffee-Zeremonie, die von den Frauen geleitet wird und durch die SOS-Kinderdorf wichtige Aufklärungsarbeit leistet. Sarah Atcho-Jaquier ist begeistert: «Es sollte auf der ganzen Welt solche Gruppen geben, wo sich Frauen austauschen und gegenseitig von ihren Erfahrungen profitieren können. Es ist grossartig, dass die Frauen etwas für sich selbst machen und damit ihr Selbstbewusstsein stärken.»  

Zum Programm gehörte auch ein Besuch im SOS-Kinderdorf in Hawassa. Nach einem Rundgang standen diverse Aktivitäten auf dem Programm. Sarah Atcho-Jaquier genoss das gemeinsame Basketballspiel mit den Kindern. Anschliessend wollten alle im Sprint gegen die Schweizer Olympionikin antreten. Diese Herausforderung nahm sie freudig an: «Es ist grossartig zu sehen, wie Sport die Menschen verbindet. Anfangs waren die Kinder zurückhaltend und schüchtern. Sobald wir gemeinsam gespielt haben, wurde ihr Ehrgeiz geweckt und wir hatten eine Menge Spass. Das war ein Höhepunkt für mich auf dieser Reise.» Sarah Atcho-Jaquier wurde auch mit der lokalen Esskultur vertraut gemacht und lernte, wie man Shiro zubereitet, ein traditionelles Gericht aus Kichererbsen, das mit Injeera (Fladenbrot) gegessen wird. Die Zubereitung des äthiopischen Kaffees hat sie ebenfalls mit Bravour gemeistert, obwohl sie selbst keinen Kaffee trinkt. Zum Abschied und zur Feier des 50-jährigen Bestehens von SOS-Kinderdorf Äthiopien durfte Sarah Atcho-Jaquier noch einen Avocadobaum pflanzen. Und zwar in einem kleinen Garten, der fortan Sarahs Parc heisst. Die Botschafterin verspricht, in sieben Jahren wiederzukommen, um die ersten Avocados ihres Baumes zu ernten und nach den Fortschritten der Projekte von SOS-Kinderdorf zu schauen.  

Inhaltsverantwortlich:

Cornelia Krämer

Als Leiterin Kommunikation engagiere ich mich täglich dafür, dass Kinder Kinder sein dürfen, egal wo auf der Welt sie aufwachsen.

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