Gaza: SOS-Kinderdorf in Rafah zerstört

29.01.2025 Nothilfe

SOS-Kinderdorf ruft zur Nothilfe, um nach der Waffenruhe gefährdete Kinder und ihre Familien kurz- sowie langfristig zu unterstützen.

Nach vielen Monaten des Leids gibt es endlich einen Lichtblick: Die Waffenruhe in Gaza gibt Kindern und Familien vor Ort die Hoffnung auf eine sicherere Zukunft zurück. Doch die Folgen des Krieges sind überwältigend, die Zerstörung ist allgegenwärtig – das gilt auch für das SOS-Kinderdorf in Rafah. Im Zuge der Waffenruhe nutzten Mitarbeitende vor Ort die erste Gelegenheit, sich ein Bild vom Zustand des Dorfs zu machen. Reem Alreqeb, kommissarische Leiterin von SOS-Kinderdorf in Rafah, berichtet: «Die ehemaligen Wohnhäuser sind dem Erdboden gleichgemacht worden. Wir werden das Dorf komplett neu aufbauen müssen. Es ist zu befürchten, dass die in Gaza verbliebenen Kinder und Mitarbeitenden noch sehr lange in provisorischen Unterkünften leben müssen.»

Das SOS-Kinderdorf in Rafah war im Mai 2024 evakuiert worden, nachdem der Aufenthalt dort für die Kinder immer bedrohlicher geworden war. Obwohl explizit als humanitäres Zentrum ausgewiesen, waren Bombeneinschläge zeitweise bis auf 200 Meter an das SOS-Kinderdorf herangekommen. Alreqeb hatte damals die schwere Entscheidung getroffen, 33 Kinder sowie Mitarbeitende inmitten des Krieges in die Stadt Khan Younis umzusiedeln. Jetzt sagt sie: «Hätten wir das Dorf nicht verlassen, wären wir wahrscheinlich alle getötet worden. Einmal mehr zeigt sich, dass unschuldige Kinder den höchsten Preis für diesen grausamen Krieg zahlen.»

SOS-Kinderdorf ruft deshalb zur Nothilfe auf, um die gefährdeten Kinder und ihre Familien zu unterstützen:

  • Familien erhalten Gutscheine, damit sie ihre Kinder ernähren können;
  • Finanzierung der SOS-Notunterkünfte, in denen elternlose Kinder betreut werden und gefährdete Familien Schutz finden;
  • Umsetzung eines «Bildung in Not»-Programms für Kinder und Jugendliche in temporären Unterkünften;
  • Psychosoziale Unterstützung von Kindern, um Traumata zu verarbeiten;
  • «Würde»-Kits für Mädchen und Frauen (z. B. Badeseife, Unterwäsche, Damenbinden, Taschenlampe, Menstruationstampon-Set);
  • Langfristig: Wiederaufbau von Versorgung, Infrastruktur und Wohnhäusern, damit Familien ihren Kindern wieder Sicherheit bieten können.

«Es fehlt an allem», berichtet Alreqeb weiter. «Die gesamte Infrastruktur – Strassen, Wasser- und Stromversorgung, Wohnhäuser, Krankenhäuser, Schulen – wurde während des Krieges zerstört. Es wird Jahre dauern, das wiederaufzubauen.»

SOS-Kinderdorf unterstützt Kinder, Jugendliche und Familien auf allen Seiten von Konflikten. Sie setzen sich weltweit, so auch in Israel und in Gaza, für jedes Kind ein – unabhängig von Staatsangehörigkeit, Hautfarbe, Religion oder ethnischer Zugehörigkeit. Gerade in krisengeprägten Regionen sind Kinder, vor allem ohne elterliche Fürsorge, akut gefährdet. Aufgrund der langjährigen Erfahrung in Israel und in palästinensischen Gebieten führt SOS-Kinderdorf auch in der derzeitigen Situation die Arbeit für Kinder und Familien fort.

Inhaltsverantwortlich:

David Becker

Wenn ich Content in Wort und Bild erarbeite, begeistert mich das grosse Ganze und berühren mich die feinen Details.

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