Herzlich willkommen, Sarah Atcho

25.07.2024 Weitere Themen

Sarah Atcho ist unsere neue Botschafterin! Wir freuen uns riesig, dass sich die schnelle Leichtathletin ab sofort als Botschafterin von SOS-Kinderdorf Schweiz für Kinder in Not einsetzt.

Im Interview erzählt sie uns mehr zu ihren persönlichen Erfahrungen, was sie antreibt und warum sie sich für ein Engagement bei uns entschieden hat.

Als Kinderhilfsorganisation interessiert uns natürlich: Wie hast du deine Kindheit in Erinnerung und wie hat sie dich geprägt?

Ich glaube, meine schönsten Kindheitserinnerungen sind die Ferien mit meinen Eltern und meinen Geschwistern. Wir hatten das Glück, Verwandte in Marokko und an der Elfenbeinküste zu haben, und so sind wir jedes Jahr einen oder zwei Monate in eines der beiden Länder gereist. Dort waren wir mit unserer ganzen Familie und unseren Cousins zusammen. Wir nahmen das Auto von der Schweiz aus, also fuhren wir viele, viele Stunden. Das war immer eine unglaublich tolle Zeit, und ich denke, das hat auch die enge Familienbande geschaffen, die wir heute haben.

Wie würdest du das Zusammenleben, den Alltag und das Aufwachsen mit und in deiner Familie beschreiben? Gibt es etwas, das du besonders schätzt?

Ich denke, dass ich sehr viel Glück hatte, Geschwister zu haben. Man lernt dadurch Werte wie Teilen, Respekt und Wohlwollen. Ausserdem ist meine Familie sehr lebhaft. Wenn Freunde oder Bekannte uns zu Hause besuchen, sagen sie oft, dass es immer laut ist, Musik läuft, die Leute tanzen und essen, und einfach eine sehr vertraute, lebendige Atmosphäre da ist.

Hast du Vorbilder?

Meine Eltern, weil sie aus Afrika kamen und sich in Europa durchsetzen und beweisen mussten. Meine Eltern stammen aus der ersten Einwanderungswelle, und haben sicherlich einige schwierige Momente erlebt, was Rassismus und Ausgrenzung angeht. Davor haben sie uns jedoch geschützt, und das hat uns das Leben und Aufwachsen hier erleichtert. Aber grundsätzlich lieben meine Eltern es, in der Schweiz zu leben. Es ist ein wunderschönes Land, sie vergleichen es immer wieder mit einem Postkartenmotiv. Und sie schätzen die Rechte, die man hier geniesst, und die Chancen, die das Land bietet. Und diese Rechte und Chance haben wir dank ihnen, was für mich eine grosse Inspiration ist. Unsere Eltern haben alles geopfert, sie sind ganz allein gekommen und sie haben hier etwas wirklich Unglaubliches für uns aufgebaut.

Und im Bereich des Sports?

Ich glaube nicht, dass ich als Sportlerin geboren wurde. In meiner Kindheit habe ich keinen Sport verfolgt und hatte da entsprechend auch kein klassisches Vorbild, dem ich nacheifern wollte. Vielmehr wurde mir in der Schule gesagt: Du hast Talent, und so kam meine Wertschätzung für den Sport. Aber ich bin froh, dass die Schule mich auf diesen Weg geführt hat.

Kinder zu unterstützen und Talente zu fördern, spielt in unseren Programmen eine wichtige Rolle. Wie bist du zum Laufen gekommen? Wir wurdest du unterstützt und begleitet?

Gute Frage. Erstens, weil wir in der Schule Sport gemacht haben und zweitens, weil ich gemerkt habe, dass ich ein bisschen besser war als die anderen Mädchen in meinem Alter. Ausserdem war es für meine Eltern wichtig, dass wir nach der Schule etwas unternehmen, und nicht nur zu Hause sitzen und nichts tun. Ihnen war immer sehr wichtig, eine Struktur im Leben zu haben und ich glaube, das ist etwas, das mich zu der Persönlichkeit gemacht hat, die ich heute bin. Ich mag gut organisierte Dinge, ich mag es, voranzukommen und ich mag es, zu lernen. Zudem habe ich das Glück, grandiose Menschen um mich zu haben, die mich fördern und mit denen ich mich gut verstehe. Jacky Delapierre, der Leichtathletikdirektor, unterstützte mich von Anfang an. Und diese Unterstützung hielt an, auch in Jahren, in denen ich nicht so gut in Form war. Dieses Vertrauen hat mir ermöglicht, meine Karriere fortzusetzen und mich weiterzuentwickeln.

Neben dem Sport: Was begeistert dich, was sind deine Herzensanliegen?

Ich habe in der Sportwelt und in den Medien den Ruf, nicht auf den Mund gefallen zu sein und meine Werte lautstark zu vertreten. Mir ist zum Beispiel Umweltbewusstsein sehr wichtig und ich bemühe mich, auch andere zu motivieren, zumindest ein Minimum an ökologischen Anstrengungen zu unternehmen. Ausserdem liegt mir viel daran, Frauen und Kinder zu stärken. Ich bin zum Beispiel in Schulen aktiv, um zu zeigen, dass Sport eine grosse Hilfe sein kann. Und dann treibt mich noch Rassismus um. Ein polarisierendes Thema, das mir gerade deshalb so wichtig ist und bei dem ich auch keine Angst habe, darüber zu sprechen.

Das sind die Themen, die mich am meisten motivieren und ich gebe mein Bestes, die Dinge ein wenig zu verändern.

Hast du selbst Erfahrungen mit Rassismus gemacht?

Als ich jünger war, waren es alltägliche Bemerkungen und Begebenheiten. Aussagen wie «Du musst doch tanzen können, weil du schwarz bist, deine Mutter muss sicher gut kochen.» 18 Jahre lang bin ich nicht mit meiner natürlichen Lockenfrisur aus dem Haus gegangen, für mich hat es sich wie eine Schande angefühlt, keine glatten Haare wie alle anderen zu haben.

Je älter ich wurde, desto direkter und brutaler wurden auch die rassistischen Erfahrungen. Ich habe auf diese Erfahrungen und die Fragen, die sich daraus ergeben, noch nicht die passende Antwort gefunden. Bis heute ist meine Reaktion, wenn so etwas passiert, dass ich weine, dabei möchte ich diese Schwäche in solchen Momenten gar nicht zeigen. Ich gebe alles, ein guter Mensch zu sein, und die Tatsache, dass man nur auf die Hautfarbe reduziert und mit Vorurteilen belegt wird, ist wirklich hart. Besonders wenn es in der Öffentlichkeit passiert, und die Menschen um mich herum schweigen und wegschauen.

Ich suche immer noch nach der richtigen Art, damit umzugehen, wenn ich in so einen Konflikt gerate. Es zu ignorieren, wäre falsch, weil die Leute dann das Gefühl haben, im Recht zu sein. Und so lernt auch niemand etwas dazu. Aber die perfekte, passende Antwort habe ich auch noch nicht.

Was hat dich bewogen, SOS-Kinderdorf zu unterstützen?

Ich habe den Eindruck, dass SOS-Kinderdorf alle Werte vereint, die mir wichtig sind. Mir liegt ausserdem viel daran, auf das Potenzial, auf die Basis Einfluss zu nehmen. Kinder sind für mich das Symbol dafür. Ich habe das Glück gehabt, Eltern zu haben, die wirklich anpassungsfähig sind, die zur Weiterentwicklung fähig sind. Das ist etwas, das mich in meinem täglichen Leben wirklich bewegt hat. Sie haben sich von dem Moment an, als ich jung war, bis heute sehr verändert und sind mit der Zeit gewachsen.

Ich habe eine kleine Community um mich herum und wenn ich es schaffe, etwas im Leben von Kindern auf der ganzen Welt positiv zu verändern, wäre das ein grosser Erfolg. Mit meiner Stimme und meinem Dasein auf der öffentlichen Bühne kann ich vielleicht etwas bewirken. Ich denke, wenn jede und jeder nur ein kleines Bisschen beiträgt, können wir etwas viel Grösseres erreichen.

Abschliessend: Was bedeutet Familie für dich?

Für mich ist Familie ein Rückzugsort, steht für bedingungslose Unterstützung und bedingungslose Liebe. Familie ist etwas, das so mächtig ist, dass es unverzichtbar ist. Ich weiss ganz genau, dass die Unterstützung meiner Geschwister und meiner Eltern unendlich viel bedeutet, sie mich geprägt haben und mich bis heute stärker machen.

Inhaltsverantwortlich:

David Becker

Wenn ich Content in Wort und Bild erarbeite, begeistert mich das grosse Ganze und berühren mich die feinen Details.

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